Sehr geehrter Herr Keller,
sehr geehrter Herr Seifert,
sehr geehrter Herr Kiefer,
bisher waren Projekte zum Umwelt- und Klimaschutz – unabhängig des Lizenzverfahrens – immer eine freiwilige Angelegenheit der Bundesliga-Vereine, die von einigen in unterschiedlicher Ausrichtung und Intensität vorangetrieben wurden. Es entstanden zahlreiche Insellösungen, die mehr oder weniger ambitioniert dem Problem der Umweltverschmutzung durch den Profifußball Rechnung getragen haben.
Das Coronavirus hat aktuell den Fußball fest im Griff und die wirtschaftlichen Folgen sind enorm. Nach heutigem Stand sind 13 der 36 Bundesliga-Vereine von der Insolvenz bedroht.
Als Folge der Coronakrise besteht zunehmend die Gefahr, dass Maßnahmen zum Umwelt- & Klimaschutz in den Vereinen zu Gunsten der Wirtschaftlichkeit zurückgefahren werden. Neue Umweltschutz-Projekte werden sich die Vereine aller Vorraussicht auf Jahre nicht mehr leisten können.
Trotz aller wirtschaftlichen Herausforderungen muss das Thema Klimaschutz vom DFB und der DFL als Veranstalter des Bundesliga mit höchster Priorität angegangen werden. Hier gilt es keine Zeit zu verlieren. Denn wie schon Herr Keller zum Beitritt des Deutschen Fußballbundes zur Klimaschutzinitiative der Vereinten Nationen im Januar anmerkte, kann man Fußball nur in einer intakten Natur spielen.
Über 2,1 Millionen Kinder und Jugendliche spielen unter dem Dach des Deutschen Fußballbundes. Sie wird der Klimawandel aller Voraussicht mit voller Wucht treffen.
Damit sich der (Profi-)Fußball dem Klimawandel entgegenstellt und seiner gesellschaftliche Verantwortung gerecht werden kann, müssen unter anderem folgende Forderungen umgesetzt werden:
- Alle Aktivitäten müssen in einem Umwelt-Konzept unter dem Dach der DFL gebündelt werden.
- Es müssen strikt verbindliche Vorgaben zum Klima- und Umweltschutz in den Lizenzbestimmungen der DFL verankert werden.
- Die Auflagen müssen Mindeststandards wie Mehrwegbechersystem und Aufforstung über den Ticketverkauf (#JedesTicket2Bäume) enthalten.
- ein Teil der Fernsehgelder müssen zweckgebunden und unabhängig vom Tabellenstand für Umwelt-und Klimaschutzprojekte an die Vereine gezahlt werden. Abstiege dürfen nicht dazu führen, dass erreichte Standards zurückgefahren werden.
- Ferner ist eine Satzungsänderung der DFL-Stiftung notwendig, damit Leuchtturm-Projekte in den Bundesliga-Vereinen auch im Bereich des Klima- und Umweltschutzes durchgeführt werden können.
Auch wenn die Pandemie zur Zeit keine Spiele mit Zuschauern zulassen, so müssen Konzepte zeitnah erarbeitet werden, damit diese rasch umgesetzt werden können, bevor die Stadiontore wieder geöffnet werden.
Wie die aktuelle Situation zeigt, braucht es ein gutes Zusammenspiel aller Menschen, um eine Krise zu meistern. Ebenso werden wir auch beim Klimawandel schnell alle unseren Beitrag leisten müssen. Es wäre ein starkes Zeichen, wenn der DFB mit seiner Nationalmannschaft und die DFL mit ihrer Bundesliga in Sachen Klimaschutz als Vorbild vorangeht.
Mit freundlichen Grüßen,
Michael Vogel
Antwort des DFB vom 13.05.2020
Sehr geehrter Herr Vogel,
wir bedanken uns für Ihre Nachricht, auf die wir Ihnen nachfolgend eine Antwort geben möchten.
Klima- und Umweltschutz sind in der Tat wichtige Themen, die auch für den Fußball relevant sind. Fußball wird überwiegend draußen gespielt und ist daher direkt von den Folgen der globalen Erderwärmung betroffen, ob das heiße Sommer, starke Regenfälle o.ä. sind. Gleichzeit hinterlässt der organisierte Fußballbetrieb aber auch Spuren auf unsere Umwelt und unser Klima.
Wir haben uns hierzu bereits in der Vergangenheit engagiert (Green Goal 2006 und 2011, Umwelt-Cup), sind uns aber aktuell mehr denn je unserer Verantwortung in diesem Bereich bewusst. Für den DFB war insbesondere die Unterzeichnung des UN Sports for Climate Action Framework im Januar 2020 Startschuss für ein stärkeres Engagement in diesem Bereich. Wir arbeiten derzeit an einer konkreten Klima- und Umweltstrategie, ebenso wie der Bilanzierung des eigenen CO2-Fußabdrucks. Auch beim Bau der neuen DFB-Akademie werden Klima- und Umweltschutzaspekte mitgedacht.
Wir hoffen Ihnen hierdurch einen Einblick gegeben zu haben und verbleiben
mit freundlichen Grüßen
Deutscher Fußball-Bund e.V.
Antwort der DFL-Stiftung vom 25.05.2020
Sehr geehrter Herr Vogel,
Ihre Nachricht hat uns auf mehreren Wegen erreicht.
Es trifft zu, dass derzeit keine Umwelt- oder Nachhaltigkeitsauflagen in den Lizenzierungsbedingungen für Bundesliga und 2. Bundesliga verankert sind. Dennoch sind Nachhaltigkeit und Ökologie, zu denen Klima- und Umweltschutz zählen, Themen mit denen sich die 36 Profi-Clubs intensiv und standortspezifisch beschäftigen.
Im März 2019 wurde mit dem Arbeitskreis Verantwortung, den die DFL Stiftung koordiniert und berät, eine Austauschplattform etabliert, die sich regelmäßig intensiv mit Nachhaltigkeitsfragen befasst. Erst Ende 2019 hat sich der Arbeitskreis einen umfassenden Einblick in das vielfältige ökologische Engagement aller Clubs der Bundesliga und 2. Bundesliga verschafft. Es wurde festgestellt, dass sich die Clubs dem Thema auf freiwilliger Basis und im Rahmen vieler Projekte und Initiativen widmen. Die DFL Stiftung und die 36 Proficlubs sind sich ihrer Verantwortung sowohl für die Umwelt als auch für die Gesellschaft bewusst. Jahr für Jahr unterstützen sie, unter anderem auch im Bereich Umwelt und Nachhaltigkeit, mehr als 450 Projekte.
Wir werden auch weiterhin dazu beitragen, dieses Engagement auszubauen und zu verbessern. Daher danken wir Ihnen herzlich für Ihre Anregungen, die wir in unsere Überlegungen mit einbeziehen werden, sowie für Ihr persönliches Engagement für dieses wichtige Themenfeld.
Mit freundlichen Grüßen
DFL Stiftung
Antwort der DFL
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